Es geht nicht ohne. Wer in der Autobranche in der Elektromobilität vorn dabei sein will, braucht eine konsequent auf Elektroantrieb ausgelegte Fahrzeugarchitektur. Die Schlag worte lauten "modularer Aufbau" und "hohe Skalierbarkeit". Als erste Marke hat Volkswagen dieses Prinzip mit dem MEB (Modularer E-Antriebs-Baukasten) in großem Stil umgesetzt. Nun geht die Hyundai Motor Group mit den Marken Hyundai, Kia und Genesis den gleichen Weg.
Im Hause Hyundai trägt die Architektur das Kürzel E-GMP ("Electric-Global Modular Platform"). Sie ist ausschließlich für den rein batterieelektrischen Antrieb ausgelegt. Im Gespräch ist aber auch die Integration der Brennstoffzelle. E-GMP kann flexibel eingesetzt werden. Unterschiedliche Radstände erlauben eine unterschiedliche Anzahl von Batteriemodulen. Maximal soll eine Reichweite von 500 Kilometern erreicht werden.
Auf der Antriebsseite setzt Hyundai ebenfalls auf Variabilität. In der Basis hat E-GMP den Elektromotor und den Antrieb hinten. Bei einer Allrad-Variante sitzt ein E-Motor auch auf der Vorderachse. "Bis zu 600 PS verkraftet die neue Plattform", sagt Entwicklungschef Albert Biermann. Derart ausgerüstet soll der Stromer in weniger als 3,5 Sekunden von null auf Tempo 100 beschleunigen und in der Spitze 260 km/h schaffen. Bei der Marke Hyundai wird es – analog zu den Verbrenner-Versionen – elektrische N-Sportmodelle geben.
Sogar Vans im Gespräch
Welche Art der Karosserie letztlich auf die Plattform gesetzt wird, hängt davon ab, was gefragt ist: Limousinen, SUV- und Crossover- Modelle, angefangen beim C-Segment (Golf-Größe) bis hin zum E-Segment (Oberklasse). Sogar Vans sind im Gespräch. Schon im Mai will Hyundai mit dem Ioniq 5 sein erstes E-GMP-Modell in Deutschland auf den Markt bringen. Kia kommt 2021 mit einem E-Crossover. Danach dürften diverse SUVs und Limousinen das Portfolio ergänzen.
Eingebaut wird jeweils die neueste Batterietechnologie. Gegenüber heutigen Akkus des Konzerns wird eine um zehn Prozent höhere Energiedichte versprochen, erreicht unter anderem durch eine bessere Klimatisierung. Wie BMW bei seinem Luxus-SUV iX fasst auch Hyundai bei der E-GMP das Antriebssystem zu einer kompakten Baueinheit zusammen. Sie besteht aus Elektromotor, Getriebe und Inverter. Auf Augenhöhe zu Porsche und Audi begeben sich die Koreaner beim Hochvoltsystem. Sie entschieden sich ebenfalls für 800 Volt, um möglichst kurze Ladezeiten zu erzielen. In fünf Minuten können 100 Kilometer Reichweite "nachgetankt" werden. Zudem lassen sich E-GMP-Fahrzeuge an 400-Volt-Ladesäulen anschließen. Und auch die Richtung des Stromflusses ist flexibel und damit dem MEB von VW in einem weiteren Punkt überlegen. "Wir können so externe Elektrogeräte mit 110- und 220-Volt-Wechselstrom versorgen oder bei Bedarf sogar ein anderes E-Fahrzeug aufladen", sagt Biermann.
Verkauf an andere Hersteller
Die Hyundai Group will ihre milliardenteure E-GMP nicht als Heiligtum betrachten und nur für sich selbst nutzen. Man weiß um den großen, weltweiten Bedarf und plant, sie anderen Autoherstellern zum Kauf anzubieten. Gleiches macht VW mit dem MEB. Die Wolfsburger konnten hier schon mit Ford einen Deal aushandeln.
Aus dem Datencenter:
Modellvorschau auf E-Autos des Hyundai-Konzerns 2021 bis 2023
Modellvorschau Kia 2020 bis 2023
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