Die Begeisterung ist Johann Jungwirth anzumerken. „"Das ist für uns eine Weltpremiere, dass wir Passagiere mitnehmen", sagt der Manager, der bei der israelischen Intel-Tochter Mobileye den Bereich Mobility-as-a-Service leitet, im Gespräch mit der Automobilwoche. "Damit haben wir einen großen Meilenstein erreicht.“
Zum Einsatz kommen in Paris zwei umgebaute Ford-Fusion-Modelle, wie sie bereits seit Juli 2020 auch durch München kurven. Doch anders als in München, wo die Fahrzeuge nur Testfahrten unternehmen, werden in Paris jetzt auch Passagiere mitgenommen. "Es ist das erste Mal, dass wir in unseren selbstfahrenden Fahrzeugen ganz normale Nutzer mitnehmen", sagt Jungwirth.
Nur Mitarbeiter von Galeries Lafayette dürfen einsteigen
Noch ist es aber auch in Paris nur ein Testbetrieb. Der Personenkreis, der mitfahren kann, ist dabei eng begrenzt: Nur ausgewählte Mitarbeiter des Kaufhauses Galeries Lafayette am Bourevard Hausssmann. die nun per Robotaxi auf Arbeit gebracht werden. In der Regel dauere jede Fahr 25 bis 30 Minuten. Weiterer Partner des Pilotprojekts ist neben Galeries Lafayette der Pariser Nahverkehrsbetreiber RATP.
Davon verspricht er sich erstmals Erkenntnisse nicht nur über das autonome Fahren selbst, sondern auch über den gesamten Buchungs- und Abwicklungsprozess per Moovit-App. "Wir können den kompletten Dienst testen, von der Buchung über die App bis zum Transport per selbstfahrenden Fahrzeuge", sagt Jungwirth. "Das ist für uns ein ganz wichtiges Pilotprojekt, um Nutzererfahrungen zu sammeln."
Gesamte Innenstadt als Fahrgebiet
Für das Pilotprojekt hatte Mobileye wie zuvor bereits in München von den französischen Behörden eine Sondergenehmigung erhalten, um voll autonom am normalen Straßenverkehr teilnehmen zu können. Ein Sicherheitsfahrer ist dabei stets an Bord, soll aber nur im Notfall eingreifen. Das Fahrgebiet umfasst die komplette Innenstadt innerhalb des Autobahnrings Bouelevard periphique zuzüglich der Zufahrten zu den beiden Flughäfen. Das sei das größte Fahrgebiet, das dort jemals für einen derartigen Testbetrieb freigegeben wurde, freut sich Jungwirth.
Paris habe man dabei ganz gezielt als Testgebiet ausgewählt. Denn anders als manche Wettberwerber, die ihre selbstfahrenden Autos gezielt in besonders einfacher Umgebung testen, gehe man gezielt dorthin, wo es schwierig wird. "Wir mögen das, diese Herausforderung zu meistern, auch dort fahren zu können", sagt Jungwirth. "Wir wollen weltweit Erfahrungen sammeln in den komplexesten Fahrszenarien. Das ist unser Schlüssel zum Erfolg und unterscheidet uns von anderen."
Paris als Herausforderung
Und Paris sei hier eine besondere Herausforderung. "Das ist für Fahrer keine einfaches Pflaster", sagt Jungwirth. "Jeder, der dort schon einmal gefahren ist, weiß das." Selbst im Vergleich zu New York, wo man in diesem Jahr bereits einige Monate unterwegs war, sei dies eine Herausforderung. "In Paris zu fahren ist noch einmal eine Stufe höher. Das ist das komplexeste, was wir bisher gesehen haben."
Umso erfreuter zeigt sich Jungwirth, dass in dem vergangene Woche gestarteten Test in der französischen Hauptstadt bisher alles reibungslos laufe. "Es ist wirklich toll zu sehen, wie gut das Fahrzeug dort fährt. Es fühlt sich im Prinzip an wie ein menschlicher Fahrer - nur sicherer."
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