In Hannover hatte die Meldung noch für Entsetzen gesorgt: Porsche will sein Artemis-Modell nun doch nicht bei VW Nutzfahrzeuge bauen lassen. In Leipzig könnte dies dagegen nun für neue Jobs sorgen: Nach Informationen der Automobilwoche ist dort 2023 und 2024 ein "moderater Beschäftigungsaufbau" geplant. Von insgesamt 150 neuen Jobs ist die Rede.
Weitere Jobs könnten im Zuge der jüngst angekündigten stufenweisen Einführung der 35-Stunden-Woche bis 2025 hinzukomme, hieß es in Konzernkreisen. Diese Arbeitszeitverkürzung sei bei den 150 neuen Stellen noch gar nicht eingerechnet worden. Am Ende könnten es 250 bis 300 Neueinstellungen werden. Porsche wollte sich auf Anfrage nicht zu den Plänen äußern. Bisher hat die VW-Tochter in Leipzig gut 4300 Stammmitarbeiter.
Elektro-Panamera kommt
Erst vor einer Woche hatte VW-Chef Herbert Diess nach der jüngsten Planungsrunde des Konzerns angekündigt, dass in Leipzig künftig "zwei Porsche-Modellen die Synergien des elektrischen PPE-Baukastens für den Premiumbereich" heben sollen. Um welche Fahrzeuge es sich dabei handelt, ließ Diess offen. Auch Porsche wollte sich auf Nachfrage nicht dazu äußern.
Nach Informationen der Automobilwoche handelt es sich dabei um zwei komplett neue Elektro-Modelle, die zusätzlich zum Elektro-Macan, der Anfang 2023 in Serie geht, entstehen sollen: Ein voll elektrischer Panamera-Nachfolger, der 2024 oder 2025 anlaufen könnte, und ein weiteres Modell, bei dem es sich um das eigentlich für Hannover vorgesehene Modell handelt. Stattdessen soll es nun 2026 in Leipzig in Serie gehen.
Bei dem intern K1 genannten Modell handelt es sich nach Informationen der Automobilwoche aber nicht um einen Elektro-Cayenne, über den zuletzt spekuliert wurde, sondern um ein komplett neues Modell, das eher ein Crossover in den Abmessungen des Panamera werden dürfte. Mit dem geplanten Elektro-Panamera soll es sich dann auch die Plattform teilen. Die im E-Macan genutzt PPE-Plattform hat Porsche dafür weiterentwickelt.
Abschied von Artemis
Eigentlich sollte der K1 auf der neuen Artemis-Architektur entstehen, die gerade bei Audi entwickelt wird, und dann auch gemeinsam mit dem Audi in Hannover bei VW Nutzfahrzeuge gebaut werden. Porsche hatte sich jüngst aber aus dem Gemeinschaftsprojekt zurückgezogen und verzichtet auch auf die Montage in Hannover.
Porsche-Chef Oliver Blume hatte bereits zuvor erklärt, dass man die Artemis-Architektur nur als Baukasten nutzen wolle, aus dem man sich bedienen könne - ohne die Plattform komplett zu übernehmen. Statt auf der Artemis-Architektur von Audi soll der K1 nun die PPE-Plattform des Elektro-Panamera nutzen, die Porsche dafür weiterentwickelt hat. Statt der beim Macan eingesetzten Version PPE41 für kompakte Fahrzeuge soll die längere Variante PPE61 für große Limousinen zum Einsatz kommen. Auch Artemis nutzt die PPE, entwickelt diese aber nochmals weiter.
35-Stunden-Woche vereinbart
Porsche hatte erst Anfang Oktober angekündigt, die Wochenarbeitszeit im Leipziger Werk stufenweise auf 35 Stunden zu verkürzen und damit an das Stammwerk in Stuttgart anzugleichen. Bisher wird in Leipzig noch 38 Stunden pro Woche gearbeitet. Zum 1. Januar 2022 soll der Wert auf 36,5 Stunden sinken, 2025 dann auch in Leipzig die 35-Stunden-Woche gelten. Zudem wurde wie bereits in Stuttgart eine Beschäftigungsgarantie bis Ende Juli 2030 ausgesprochen.
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