Der Karosseriespezialist und Designer Pininfarina S.p.A. will das Geschäft mit neuen Autoherstellern ausbauen. Hohe Erwartungen setzt CEO Silvio Angori in die Zusammenarbeit mit dem iPhone-Produzenten Foxconn. Die Taiwanesen drängen in das Autogeschäft. Mit Pininfarina kooperieren sie bereits seit 2014. "Wir sind mit dieser Zusammenarbeit sehr zufrieden. Foxconn hat alle Kenntnisse, die für das Auto der Zukunft nötig sind: hoch entwickelte Technologien, gestische Interaktion im Fahrzeug und einen Ansatz, der sich von dem traditioneller Hersteller unterscheidet", sagte Angori der Automobilwoche. Foxconn stellte gerade auf der Hongkonger MotorXpo das Model E vor, einen Elektro-Boliden mit 760 PS, an dem Pininfarina wesentlich mitgewirkt hat. "Wir sind sehr stolz, der Welt ein Modell zeigen zu können, in das Pininfarina einen maximalen Teil seiner Kompetenzen gesteckt hat. Das ist der erste Schritt zu einer wichtigen strategischen Zusammenarbeit beider Unternehmen", sagt Angori. Weitere Projekte seien geplant.
Pininfarina kooperiert auch eng mit dem vietnamesischen Hersteller VinFast, für den die zwei Elektro-SUVs VF e35 und VF e36 entwickelt wurden. Außerdem werden Kleinserien von maximal 150 Fahrzeugen für Dritte geplant und produziert, so wie der Super-Elektrosportwagen Battista für die Schwestergesellschaft Pininfarina Automobile. Angori weist darauf hin, dass die Firmen strikt voneinander getrennt sind. "Zwischen uns gibt es eine Chinesische Mauer." Das sei zentral für das Vertrauen externer Kunden. Pininfarina S.p.A ist börsennotiert.
"Wir sind um 15 Prozent gewachsen"
Mit dem langjährigen Partner BMW ist gerade die Leichtbau- Lösung Mini John Cooper Works GP Carbon Spats entwickelt worden. Deutschland trägt 22 Prozent zu den Erlösen der Italiener bei, die USA sechs Prozent und Asien, vor allem China, 28 bis 30 Prozent.
Die Entwicklung einer gemeinsamen modularen Plattform für Elektroautos von Pininfarina, Benteler und Bosch bezeichnet Angori als "strategisch". Es habe Verzögerungen wegen der Pandemie gegeben. Nun erwartet er jedoch rasche Fortschritte.
Nach der Schließung der Engineering-Sparte mit 140 Mitarbeitern verbreitet Angori Zuversicht. Per Ende September wies das zu 76 Prozent von der indischen Mahindra-Gruppe kontrollierte Unternehmen einen Umsatz auf Vorjahreshöhe von 49 Millionen Euro aus – obwohl das Engineering-Geschäft weggefallen ist. "Wir sind um 15 Prozent gewachsen", sagt Angori. "Und wir haben im dritten Quartal wieder schwarze Zahlen geschrieben." Für 2022 erwartet er ein leichtes Wachstum.
Luxus-Wohnturm in Brasilien
Mit einem Kredit von Mahindra über 20 Millionen Euro sei genug Geld in der Kasse, um neue Projekte finanzieren zu können. "Der Mobilitätsbereich trägt 78 Prozent zum Umsatz bei und bleibt für uns zentral. Aber wir setzen stark auf das Industriedesign und den Sektor Customer Experience. Wir wollen diversifizieren."
Im Architekturbereich hat Pininfarina einen Luxus-Wohnturm in São Paulo, den Kontrollturm des neuen Großflughafens Istanbul und Wohnkomplexe an der Costa del Sol entworfen. Außerdem wurden Masterpläne für Städte im Mittleren Osten entwickelt. Bis 2024 könnte der Umsatzanteil der Aktivitäten abseits der Mobilität auf 50 Prozent steigen.
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