Die Fahrzeug-Software wird für den Technologie-Konzern Bosch immer wichtiger. Auf der CES in Las Vegas zeigt das Unternehmen daher einen Technologieträger, der alle Schlüsselthemen der Mobilität vereinen soll: vom elektrischen Antrieb über das automatisierte Fahren bis hin zur kompletten Vernetzung und Update-Funktionen für das Fahrzeug. "Wir digitalisieren unser Kerngeschäft konsequent, um den Kundennutzen zu erhöhen. Künftig wollen wir aus jedem Umsatz mit digitalen Produkten auch einen Serviceumsatz ableiten", sagte Bosch-Digital-Chefin Tanja Rückert bei der virtuellen Pressekonferenz.
Eigentlich sollte neben Rückert und US-Chef Mike Mansuetti auch der Geschäftsführer Harald Kröger nach Las Vegas reisen, um Journalisten Interviews zu geben und die neuesten Innovationen zu zeigen. Doch der Topmanager hat Bosch Ende Dezember überraschend verlassen. Ihm wurden Ambitionen zumindest auf die Leitung der Mobility-Sparte nachgesagt, die seit Jahresbeginn von Markus Heyn geführt wird. Der übernimmt nun auch Krögers Bereich, zu dem das extrem wichtige Thema Betriebssystem für Fahrzeuge gehört.
Neue Einheit für Software
Vor einem Jahr hatte Kröger die neue Einheit Cross Domain Computing Solutions mit 17.000 Entwicklern aus verschiedenen Domänen wie etwa Infotainment oder Fahrassistenzsysteme ins Leben gerufen, um den Kundenanforderungen besser gerecht zu werden. Vor wenigen Wochen kündigte Bosch erneut mehr Tempo an. Bei der Bosch-Tochter ETAS mit Sitz in Stuttgart sollen zu den 1500 Mitarbeitern ab Mitte 2022 weitere 800 Fachleute aus unterschiedlichen Entwicklungsbereichen angesiedelt werden.
"Automobile Softwareentwicklung ist eine Kernkompetenz von Bosch. Wir bringen jährlich mehr als 200 Millionen Steuergeräte mit eigener Software in Fahrzeuge weltweit. Mit der neuen Aufstellung wollen wir künftig führend als Anbieter anwendungsunabhängiger Fahrzeugsoftware werden", sagt Bosch-Chef Stefan Hartung. Er leitet den Konzern seit Jahresanfang und folgt damit auf Volkmar Denner. Lösungen für softwaredefinierte Fahrzeuge sollen damit Herstellern und anderen Zulieferern künftig schneller, sicherer und effizienter bereitgestellt werden.
Zwar verneint Bosch einen direkten Zusammenhang mit dem Volkswagen-Konzern. Aber es ist ein offenes Geheimnis, dass VW-Chef Herbert Diess mit den Fortschritten der Software-Tochter Cariad äußerst unzufrieden ist. Wie aus dem Konzern zu hören ist, sind sogar kommende Fahrzeugprojekte gefährdet, weil das Betriebssystem VW.OS nicht rechtzeitig fertig werden könnte. Diess hatte daher immer wieder von möglichen Partnern gesprochen. Ob Bosch einer davon ist, dürfte sich in den nächsten Wochen klären.
Keine Möglichkeiten zur Differenzierung
Die Bosch-Manager sind überzeugt, dass vor allem die Schicht unterhalb spezifischer Anwendungen etwa für das Infotainment keine Möglichkeiten zur Diffenzierung bietet. "Diese Softwareanteile regeln grundlegende Aufgaben von Steuergeräten und Fahrzeugcomputern, die vom Autofahrer jedoch nicht wahrgenommen werden", heißt es bei Bosch.
Vor allem Harald Kröger hatte die Hersteller in der Vergangenheit immer wieder vor kostspieligen Alleingängen gewarnt. "Wer das Rad nochmals neu erfinden will, kann das natürlich tun. Aber er muss viele gute Leute vom Markt einsammeln, die kaum noch verfügbar sind. Das wird zu schmerzhaften Lernkurven führen", sagte Kröger im Interview mit der Automobilwoche. Diese Ansicht teilt offenbar auch BMW-Chef Oliver Zipse. Er hatte wiederholt betont, dass in diesem Bereich eine Zusammenarbeit der Hersteller wünschenswert sei.
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