Um das Geschäft im Aftersales-Bereich anzukurbeln, erhöht BMW den Druck auf seine Händler. So wurden die Autohäuser des Premiumherstellers nach Informationen der Automobilwoche im Dezember aufgefordert, die Nutzerzahlen der "My BMW App" unter den Kunden der Handelspartner deutlich zu steigern.
Die Anwendung wurde im Juli 2020 als zentrale Schnittstelle zwischen Kunde, Fahrzeug und den digitalen Vertriebskanälen von BMW eingeführt. Nach Angaben der Münchner auf Anfrage der Automobilwoche hat die App aktuell rund sechs Millionen Nutzer weltweit. Künftig soll die Bedeutung der "My BMW App" und ihre Nutzerzahlen noch deutlich steigen, um insbesondere das Geschäft mit zubuchbaren Features und Over-the-Air-Updates auszubauen.
Vertriebsvorstand Pieter Nota erklärte im November, mit rund zwei Millionen upgradefähigen Fahrzeugen auf den Straßen sei BMW weltweit führend. Problematisch ist nur, wenn die Fahrzeuge upgradefähig sind, diese Upgrades und Zusatzfunktionen aber nicht verkauft werden können. Deshalb der zusätzliche Druck aus dem Konzernvertrieb auf die BMW-Händler.
Ziel: 80 Prozent der Kunden
Nach Informationen der Automobilwoche soll intern die Zielvorgabe gelten, dass künftig vier von fünf BMW-Kunden eines Autohauses auch Nutzer der App sein sollten. Bis Ende des abgelaufenen Jahres waren es aber nur rund 60 Prozent. Die Verkäufer in den Autohäusern sind deswegen angehalten, bei ihren Kunden gezielt nachzuhaken und die Nutzung der App zu empfehlen.
Für die neue Generation an Fahrzeugen soll die App, die kostenlos in mittlerweile 46 Ländern zum Download bereitsteht, noch wichtiger werden. Bei den aktuellen Flaggschiffen iX und i4 ist es bereits möglich, die Abnutzung der einzelnen Reifen berechnen und den notwendigen Zeitpunkt für einen Wechsel feststellen zu lassen. Die App stellt dabei direkt den Kontakt zum zuständigen Servicepartner her. Auch Funktionen wie das Einschalten der Standheizung im Fahrzeug zum Vorwärmen des Innenraums lassen sich ausschließlich aus der App einschalten.
Neuer Siebener im Blick
Der zusätzliche Druck aus dem Konzernvertrieb hängt auch mit dem für das vierte Quartal des Jahres geplanten Marktstart des neuen Siebener zusammen. Die Oberklasselimousine wird erstmals elektrifiziert (unter dem Namen i7) und soll zusammen mit der "My BMW App" technisch und bei der Konnektivität noch einmal eine neue Stufe erklimmen. Der Siebener soll sowohl als Verbrenner als auch elektrisch den iX als Technik- Flaggschiff der Münchner ablösen und endgültig den Weg hin zur Neuen Klasse weisen, die ab 2026 im neuen Werk im ungarischen Debrecen gebaut wird.
Zunächst aber schaut man bei BMW zufrieden auf das abgelaufene Jahr zurück. Erstmals seit 2015 verkaufte der Hersteller wie bereits Ende November berichtet mit seiner Kernmarke wieder mehr Fahrzeuge als Premium-Rivale Mercedes. Vertriebsvorstand Nota freute sich: "Wir sind stolz auf Platz eins für die Marke BMW im globalen Premium-Automobilsegment in 2021. Eine starke operative Leistung und unsere attraktive Produktpalette haben insbesondere bei unseren vollelektrischen Fahrzeugen zu einer hohen Absatzdynamik geführt."
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